Am 9. Mai wurden wir, nachdem wir mit dem Zug in Innsbruck angekommen waren, von Universitätsprofessor Roman Siebenrock vor der Theologischen Fakultät am Karl Rahner Platz sehr freundlich empfangen.

Mein erster Eindruck von Herrn Siebenrock war: ca. 65 Jahre alt, schwer zu verstehen – scheint ziemlich langweilig zu werden. Schlussfolgerung: Dieser Tag kann ja was werden! Wie sich jedoch herausstellte, habe ich diesen Mann völlig falsch eingeschätzt. Er verfügt nämlich über ein enormes Wissen, das er spannend gestalten und mit Enthusiasmus vermitteln kann.

Schon besonders war die Führung durch den barocken Dekanatssitzungssaal gleich am Anfang. Herr Siebenrock ließ uns die Bedeutung der vier Deckenbilder mit ihren Symbolen erraten, die die vier Fakultäten der Geographie, Theologie, Medizin/Pharmazie und der Rechtswissenschaften darstellen. Bei dieser Aufgabe kamen zahlreiche Fehldeutungen unsererseits, die Herr Siebenrock jedoch alle ernst nahm (er bezeichnete nichts als falsch) und dafür bekam er von mir Sympathiepunkte.

An seinem Vortrag hat mir gefallen, dass er uns zur Mitarbeit aufforderte und offen mit uns diskutierte. Wir mussten „logisch, einfach, … denken“ und mit seiner Hilfe selbst auf die Lösungen kommen.

Der Universitätsprofessor zeigte uns viele verschiedene Facetten des Islam, einige davon waren für mich neu. Besonders interessant fand ich das Lesen und anschließende Interpretieren von Koranstellen im Kontext des historischen Hintergrundes . Überrascht hat mich, dass der Islam eine friedliche Religion ist, denn auch wenn ich wusste, dass der Islam nicht viel mit dem IS gemeinsam hat, hatte ich doch die Verknüpfung, IS-Anhänger sind Muslime, im Kopf. Dabei sehen 90% der Muslime den IS als Schande für den Islam. Mein Bild über den Islam hat sich durch diesen Tag zu Gunsten der Religion gewandelt. Jedoch bin ich immer noch skeptisch, was die Gleichstellung der Frau angeht. Ich finde, dass Koranstellen wie: „Die Männer stehen über den Frauen …“ zumindest im europäischen Islam gestrichen werden sollten. Das ist wahrscheinlich unmöglich, wäre aber angesichts der Anpassung an europäische Wertvorstellungen angebracht, auch um Konflikte zu vermeiden. Tragischer weise hat Herr Siebenrock in dem Punkt Recht, wenn er sagt, dass die Kopftuchdebatte wesentlich ein Vorwand für die Intoleranz der Menschen hier gegenüber dem Islam ist. Meiner Meinung nach wissen die Menschen hier viel zu wenig über diese Religion und hören meist nur Schlechtes: Bildung von Vorurteilen.

Die Führung durch die theologische Fakultät und die nebenstehende Jesuitenkirche hat mir auch sehr gefallen. Die Gebäude sind sehr imposant und Herr Siebenrocks Interpretation moderner Kunst war äußerst witzig.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Exkursion meinen „theologischen Horizont“ erweitert hat und ich viel Stoff zum Nachdenken bekommen habe. Ich bin froh, dass Sie beide uns diesen Ausflug ermöglicht haben. Vielen Dank!:) 

Anita Müller