Digitale Renaissanceporträts

Wer waren die besseren Maler, die Künstler der Renaissance oder die des Barock? Ist das 17. Jahrhundert die logische Weiterentwicklung des 16. Jahrhunderts? Die Barockmaler schafften es, tiefe Räume täuschend echt darzustellen. Oberflächen verschiedenster Materialien konnten sie überzeugend wiedergeben. Viele Betrachter der heutigen Zeit würden darin eine Entwicklung hin zu virtuoseren Abbildungsmöglichkeiten sehen. Kein Wunder, denn der Barock schafft mit seinen neuen visuellen Möglichkeiten Illusionen, so wie wir heute durch moderne Medien Wirklichkeiten konstruieren können. Das Verschwinden einer klaren Werteordnung erzeugt zudem einen Schwebezustand, der auch in vielen manieristischen und barocken Gemälden sichtbar ist.

 

Das Thema der 7b und 7c war aber, Renaissancebilder auf digitale Weise herzustellen. Im Gegensatz zum Barock sind klar strukturierte Bildkompositionen gefragt. Vordergrund und Hintergrund sind voneinander zu trennen. Die Klarheit in den Renaissanceporträts erzeugt oft eine bemerkenswerte Präsenz der Dargestellten. Es gibt keine verschraubten Darstellungen. Man schafft Prägnanz durch die Reduktion auf Profil-, Halbprofil- und Frontalansichten. Der Vordergrund, das Naheliegende, das Greifbare wirkt plastisch, der entfernte Hintergrund dagegen flächig. Was ist realer, das Haptische oder das Visuelle?

 

Was manchen SchülerInnen auch gelang, ist die Ruhe der Renaissanceporträts wiederzugeben. Trotz oder gerade auf Grund ihrer physischen Präsenz, sind die Dargestellten dem Zeitfluss entzogen und wirken dann manchmal wieder seltsam entrückt. Aus heutigem Standpunkt eine digitale Annäherung an die Renaissance zu unternehmen, birgt einige Spannungsmomente in sich.

 

Hermann Präg