Vortrag „Religiöse Radikalisierung“ von Ahmed Mansour

SchülerInnen berichten über diesen interessanten Vortrag:

 

Am 24. Jänner hörten meine Ethik-Mitschülerinnen und ich uns einen interessanten Vortrag über Radikalisierung, Ideologie und weitere Themen wie Salafismus, unter dem Motto „Religiöse Vortrag „Religiöse Radikalisierung“ von Ahmed Mansour

Radikalisierung“ an. Ahmed Mansour stellte sich ohne zu zögern vor und stellte klar, dass er keine Vorurteile bestätigen, sondern lediglich seine Beobachtungen und seinen Appell an uns weitergeben möchte. Daraufhin erklärte er, dass weder der I.S. noch die Al Quaida spezifische oder spezielle Arten der Radikalisierung anwenden, sondern ganz alltägliche. In diesem Sinne ist der I.S. bereits besiegt, doch die Struktur und vor allem die Ideologie sind noch aktiv. Daraus folgt, dass es auch ohne Al qaida und I.S. immer noch zu Radikalisierungen kommen kann. Doch wie funktioniert die Radikalisierung? Ahmed Mansour beschreibt diesen Vorgang in drei Stufen: die Generation Allah, die Salafisten und am Schluss des Radikalisierungsprozesses den Jihad. Den meisten Leuten sind der Jihad und der Salafismus bekannt, doch der Begriff Generation Allah ist nicht selten unklar. Herr Mansour beschreibt die Leute, die er als Generation Allah bezeichnet, als Menschen, die verzweifelt sind, die einen Schicksalsschlag erlitten haben oder unter hohem sozialen Druck stehen. Diese meist jugendliche Leute suchen nach einer Identität, nach einer Lebensaufgabe, nach einer Mission, nach Anerkennung und auch nach Erlösung. All das bieten die Salafisten an, dabei erkennen sie äußerst geschickt, welche Leute perfekt für sie geeignet sind. Diesen können sie alles geben, was sie suchen, klare Anweisungen, Lebensweisungen, Machtgefühl, Anerkennung, Macht, ein Gefühl besser zu sein als alle anderen, das Gefühl einer Elite anzugehören, das Gefühl besonders zu sein.

Herr Mansour erklärt uns, dass er nicht der Meinung ist, das hierbei noch von einer Religion gesprochen werden kann. Das ist nämlich eine Ideologie. Normale Religionen werden sehr schnell langweilig, man muss für sich viel interpretieren und vieles bleibt unklar. Die Salafisten haben jedoch ein untrübbares Bild ihrer „Religion“. Alles kann einfachst beantwortet werden. Die Heiligen Schriften sind unantastbar. Sie sind die einzige und alleinige Antwort. Kommt doch Zweifel auf, so wird man direkt an die „Gelehrten“ geleitet. Sie kennen die Antworten der Schriften. Der Denkprozess wird so bei all diesen Leuten ausgeschaltet. Herr Mansour findet, es braucht mehr Schulen in denen islamisch erzogene Kinder und Jugendliche offen debattieren können. Er nennt es „offen mit Gott streiten“. So könnte der Denkprozess wieder angeregt werden. Die Salafisten arbeiten jedoch auch mit Angstbildern. Sie Schüchtern ein vor der Hölle und den Qualen des Jenseits, wenn man ihnen nicht gehorcht. Und sie geben Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, wenn man ihnen gehorcht. Sogar Jugendliche aus Deutschland fliegen ins Ausland, um sich für diese Vorstellungen in die Luft zu sprengen. Die Furcht vor der Strafe ist so effektiv, dass selbst Ahmed Mansour bei Turbulenzen in einem Flug Angst vor der Hölle hat, wie er uns erzählt. Da unser Referent muslimisch erzogen wurde sind diese Reflexe in ihm immer noch aktiv. Zum Schluss kommt er auf die Auslöser des Dranges zum Salafismus zurück und erklärt, dass man den Salafisten die Aufgabe abnehmen soll, diese verzweifelten Leute abzufangen. Die Betroffenen brauchen meist nur die Hilfe der Gesellschaft. Gibt man ihnen diese, so kann der Nachschub an Extremisten abgedreht und weitere Opfer vermieden werden. Die Salafisten haben ihre Aufgabe bis zur Perfektion gemeistert, wir hinken in diesem Sinne noch nach, aber wir können von ihnen sogar lernen

Oskar von Aufschnaiter

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Nachdem wir das aktuelle Thema „Fundamentalismus im Islam“ im Ethikunterricht durchgenommen hatten, besuchten wir am 24. Jänner mit unserer Ethiklehrerin, Frau Professor Glöcklhofer, einen Vortrag von Ahmad Mansour zum Thema „Religiöse Radikalisierung“ im ORF-Studio in Dornbirn.

 

Der muslimische Israeli, Psychologe und Autor Ahmad Mansour lebt seit 2004 in Deutschland und hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Er ist Islamismus-Experte und beschäftigt sich mit Projekten und Initiativen gegen Radikalisierung und Antisemitismus in der islamischen Gemeinschaft in Deutschland. Außerdem führt er Schulungen mit der Polizei, PädagogInnen und Sozialarbeitern durch.

In dem Vortrag ging Mansour der Frage nach, was Jugendliche dazu bringt, sich radikalisierten muslimischen Gruppierungen anzuschließen und letztendlich sogar für den IS in den Krieg zu ziehen.

Neben einem weit verbreiteten „Buchstabenglauben“ im Islam und einem damit verbundenen Mangel an Diskussionskultur („Wo das Verbot des Zweifelns und Fragens herrscht, treffen Salafisten auf autoritäre Muster, an die sie anknüpfen können. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als das Prinzip des Gehorsams vollkommen absolut zu machen.“  Zitat von Ahmed Mansour) sieht Herr Mansour die Ursache für die Radikalisierung von Jugendlichen aber auch in psychologischen und sozialen Faktoren. So erläutert er zum Beispiel, wie wichtig ein familiärer Rückhalt für heranwachsende Jugendliche ist: 90% der Jugendlichen, die sich radikalen Gruppierungen anschließen (das gelte außerdem auch für rechtsradikale Gruppierungen), kämen aus Familien, die nicht mehr funktionieren, in denen vor allem die Vaterfigur fehle.

Wenn Jugendliche einen persönlichen Konflikt oder Probleme haben, dann fällt es radikalen Gruppen besonders leicht, diese Personen von ihren Ideologien zu überzeugen. Sie geben ihnen eine Zukunftsperspektive, einfache Antworten auf komplizierte Fragen, das Gefühl, wichtig zu sein und irgendwo dazuzugehören.

Zugang zu solchen Jugendlichen finden die Salafisten über das Internet, in Moscheen, aber auch durch Werbeveranstaltungen in der Öffentlichkeit. So verteilen sie zum Beispiel auf deutschen Straßen den deutschsprachigen Koran, was oft der erste Kontakt von Jugendlichen mit dem Islam ist.

Fundamentalisten haben ein geschultes Auge für diejenigen, die sich gerade in einer Krise befinden. Ahmad Mansour sagt, dass manche von ihnen bessere Sozialarbeiter seien, als die staatlichen, weil sie oft besser wissen, was den Jugendlichen fehlt und was diese wollen.

Radikale sprechen auch die Sprache dieser Jugendlichen, benützen ihre Medien. In dem Vortrag zeigte Herr Mansour den Zuhörern im Internet kursierende Videos von radikalen Muslimen, welche Jugendliche ansprechen und überzeugen. Was uns am meisten überrascht hat, waren die antisemitistischen Parallelen zur Ideologie des Nationalsozialismus.

Mansour hält es für wichtig, dass wir das Feld nicht den radikalen Gruppierungen überlassen, dass wir die Probleme dieser gefährdeten Jugendlichen ebenfalls erkennen und ihnen helfen, damit sie ein positives Gegenangebot haben.

 Es wurde uns auch ans Herz gelegt, sich mit dem Thema kritisch auseinanderzusetzen und mit anderen darüber zu diskutieren. Wer den Mut zu einer offenen Debatte habe und sich auch von jenen nicht einschüchtern lasse, die jede kritische Auseinandersetzung mit dem Islam im Keim ersticken wollten, helfe den gemäßigten Muslimen am meisten.

Nur ein kleiner Teil der Muslime sind Dschihadisten, sprich diejenigen, die sehr radikal sind und auch Attentate ausüben. Zu den Salafisten gehöre aber ein viel größerer Teil der Muslime. Bei ihnen sei es wichtig, darauf zu achten, dass jene nicht zu den radikalen Dschihadisten übergehen.

Anschließend an den Vortrag gab es noch eine kleine Diskussionsrunde.

Der Vortragende Ahmad Mansour hat uns viel Interessantes erzählt, wir haben an diesem Abend viel gelernt und einiges zum Nachdenken aus dem Vortrag mitgenommen..

Von Lara Fessler und Magdalena Gross

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