Theologischer Studientag an der Universität Innsbruck - Gott versus Naturwissenschaften

Am 14.10.2015 um 20:20 schrieb Martina Hämmerle:

Sehr geehrter Herr Siebenrock,

 wir sind die 7c Klasse des BG Gallus und wir freuen uns sehr, zu Ihnen an die Universität Innsbruck kommen zu dürfen.

Unser Religionslehrer, Herr Prof. Unterholzner, hat uns darüber informiert, dass Sie sich momentan mit Christentum – Islam, „Gott denken“ – rationale Theologie und Vatikanum II – Nostra Aetate beschäftigen.

Wir haben in unserer Klasse über verschiedene Themen abgestimmt und tendieren momentan zum Thema „Gott denken“ im Bereich Naturwissenschaft versus Religion.

Könnten Sie uns bitte kurz beschreiben, wie der Studientag mit dieser Themenstellung inhaltlich ungefähr aussehen könnte?

 Vielen Dank für Ihr Bemühen,

die 7c Klasse

Von: Roman Siebenrock [mailto:Roman.Siebenrock@uibk.ac.at]
Gesendet: Donnerstag, 15. Oktober 2015 22:35
An: Martina Hämmerle
Betreff: Re: Thema für Universitätstag Innsbruck

Sehr geehrte Frau Hämmerle,

danke für Ihre Nachricht. Wir sind natürlich noch ganz am Anfang. Das Thema "Gott": angesichts von Naturwissenschaft können wir gerne nehmen.  Wenn wir das konkretisieren wollen, dann bitte ich Sie, in ihren Klassen Themen/Themenfelder und Fragen zu sammeln, damit ich diese aufarbeiten und etwas ordnen kann; so dass Sie sich ihre eigenen Gedanken dazu machen können. Grundsätzlich ist das Thema nur mit einer Vermittlung, d.h. der Philosophie möglich. Das ist aber auch schon notwendig, wenn die modernen Naturwissenschaften ihrer Erkenntnisse vermitteln wollen. Ich schlage folgende Orientierung vor:
Erstens: Sammeln von Themen, bzw. Themenfelder, mit der Zuspitzung: Welche Frage möchte an diesem Tag bearbeitet wissen.
Zweitens: Gibt es Autorinnen, Kurzfilme oder ähnliches, die sie in diesem Prozess einbringen wollen.
Ein schönes Thema wäre: "Wunder": Was ist das? Gibt es dies, oder ist doch nicht letztlich alles Gerücht und Einbildung.

Soweit eine erste Orientierung. Noch ein kleiner Hinweis auf eine Übersichtsliteratur: Eine guten Überblick (von einem australischen Institut) ist neulich in Deutsch erschienen: Gott oder Zufall? Was wir glauben, was wir wissen. Hg. R. J. Berry. Pattloch.

Soweit eine erste Orientierung, die Ihnen und allen KollegInnen weiterhelfen könnte. Anbei auch das Glaubensbekenntnis von Albert Einstein (das Sie auch im Netz finden).

 Ihr Roman Siebenrock

P.S.: Ich freue mich sehr, dass wir das Thema so finden werden.
 

Am 18.11.2015 um 16:48 schrieb Martina Hämmerle:

Sehr geehrter Herr Siebenrock,

wir 7.Klässler haben uns einige Fragen zu dem großen Überthema „Gott versus Naturwissenschaften“ überlegt, die uns sehr interessieren würden.
Bisher haben wir in den Klassen noch nicht über Kurzfilme, Bücher zum Thema und ähnliches gesprochen, aber das Thema „Wunder“ wurde bei der Sammlung der Fragen oft aufgegriffen.
Vielen Dank auch für das Glaubensbekenntnis von Albert Einstein, dass Sie mir im letzten Mail geschickt haben.

Ich schicke Ihnen im Anhang die von uns vorbereiteten Fragen zum Thema „Gott versus Naturwissenschaften“.

Freundliche Grüße,

Martina Hämmerle

 

Von: Roman Siebenrock [mailto:Roman.Siebenrock@uibk.ac.at]
Gesendet: Mittwoch, 18. November 2015 17:02
An: Martina Hämmerle
Betreff: Re: Thema für Universitätstag Innsbruck

Sehr geehrte Frau Hämmerle,

herzlichen Dank Ihnen und Ihren Klassen für die überaus reiche Arbeit und die spannenden Fragen. Wir werden wohl nicht alles in gleicher Weise ansprechen können. Bis Weihnachten werde ich Ihnen eine Orientierung anbieten, wie wir in den 2,5 Einheit möglichst viele (vor allem die wichtigsten) Fragen ansprechen können. Sie können dann diesen Vorschlag ändern, oder auch korrigieren. Das Thema Wunder werden wir wohl auf alle Fälle angehen müssen. Als kleine Einstimmung hierfür darf ich Ihnen folgenden Film (Leschs Kosmos) empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=hfC7sUVfin8 (Leschs Kosmos Wunder).

Ihr Roman Siebenrock

Am 02.12.2015 um 16:56 schrieb Martina Hämmerle:

Sehr geehrter Herr Siebenrock,

wir haben uns im Religionsunterricht die von Ihnen gesendeten Links zum Thema Wunder angesehen. Herzlichen Dank für diesen interessanten Impuls!

Bei der Nachbesprechung der Videos fragten wir uns, wie das mit den Wundern ist, die für eine Heiligsprechung in der römisch katholischen Kirche notwendig sind?

Weil wir uns momentan im Unterricht gerade mit dem Atheismus beschäftigen, hat sich uns auch die Frage gestellt, wie die Naturwissenschaft zum Atheismus steht. Wäre es nicht angebracht, wenn sich die Naturwissenschaft auch vom Atheismus distanzierte?

Schon im Voraus vielen Dank für die von Ihnen erwähnte Orientierung zum Studientag!

Freundliche Grüße,

Martina Hämmerle

 

Von: Roman Siebenrock [mailto:Roman.Siebenrock@uibk.ac.at]
Gesendet: Samstag, 23. Jänner 2016 09:42
An: Martina Hämmerle
Betreff: Re: Thema für Universitätstag Innsbruck

Sehr geehrte Frau Hämmerle,

herzlichen Dank für die so tolle Vorbereitung von Ihrer Seite. Anbei darf ich Ihnen meine Planung und einige Text senden, die ich meinen Ausführungen zu Grunde lege. Wenn Sie das umstellen oder anders akzentuieren wollen, so sind Sie ganz frei.

Mit besten Wünschen an alle MitschülerInnen Ihr Roman Siebenrock

P.S. wir könnten uns z.B. am Nachmittag auch auf das Thema "Wunder" konzentrieren.

Staunen – Fragen – Zweifeln. Doch: „Wie leben?“, denn: Man kann nicht auf Probe leben (Johannes Paul II)?

Zum Verhältnis von Naturwissenschaft und Theologie: Was glauben wir, wenn wir meinen, etwas zu wissen, und was wissen wir, wenn wir meinen zu glauben.

Gallus-Gymnasium, Bregenz in Innsbruck, an der Katholisch-Theologischen Fakultät, mit Prof. Dr. Roman A. Siebenrock

Planungsvorschlag (RS): Jan 2016

10.00                     Ankunft

10.30                     Wir ordnen unsere Fragen (zuvor per Mail gesandt)

10.45                     Vorlesung: Prof. Siebenrock

Der Mensch als antwortendes (responsorisches) Wesen und unsere Rede von Gott angesichts der zauberhaften Entzauberung der Welt durch die (Natur-) Wissenschaften.

Themen dieser Vorlesung:

 

  • Gen 1-3: als weltanschaulich Orientierung und Erzählung der Subjektwerdung des Menschen in Beziehung zu (Hinweis: Aufsatz von Hans Kessler; wenn auch etwas anspruchsvoll)
  • Aus der Sicht der Astrophysik (Coyne: Ehemaliger Leiter der päpstlichen Sternwarte; ein Besuch auf seiner Homepage ist sehr lohnenswert)
  • Und die Evolution (Darwin: Leben aus Mutation und Selektion; dazu: Joachim Bauer)
  • Der Subjekts- und Bewusstseinsphilosophie (im Gegensatz zum Naturalismus): Kann ich das „Ich“ mit ‚objektiven‘ Beobachtungssätze v on außen vollständig und hinreichend beschreiben. Übung für Sie alle: Können alle Sätze, die über Sie gesagt werden, ihr eigenes Bewusstsein und das „Ich-Sagen“ (also: Ich bin ja gemeint) ersetzen?
  • Rahmen dieser Vorlesung ist die These, dass wir Menschen immer nach einer integrierenden Sicht aller unserer Erfahrungen streben. Diese Integration als Orientierung in unserer Welt (auch für das Handeln) kann Weltanschauung genannt werden. Sie antwortet auf die Frage: Welche Erfahrungen mache ich mit allen meinen Erfahrungen? Oder: Was hat es mit aller Wirklichkeit und mit mir, als selbstreflexivem Wesen, in dieser Welt auf sich? Und dann: Was bedeutet in diesem Kontext „zu wissen“ und „zu glauben“.

Mit Rückfrage und Diskussion bis 12.15

14.-00                   Impulse und kleine Gruppenarbeiten

Impuls: Was ist ein Wunder? Etwas, was zum Staunen, Fragen und Zweifeln herausfordert.

                               Mögliche Gruppenarbeiten:

Quantenphysik (Aufsätze: Zeilinger): Vertiefung in der Gruppe und Bericht ins Plenum.

(Unser Wissen von der) Evolution und der Aufsatz von Joachim Bauer: Vertiefung in der Gruppe mit Bericht ins Plenum

Das Gespräch zwischen Zeilinger und Landauer (forschen und leben): Vertiefung in der Gruppe und Bericht im Plenum

Es können sich zwei oder drei freie Gruppen mit selbstgewählten Themen bilden (aber es wäre gut, wenn dazu eine konkrete Frage vorab mir mitgeteilt werden könnte).

15.15                     Bericht im Plenum und Abschlussdiskussion

16.00                     spätestens: Ende

 

Am 27.01.2016 um 17:19 schrieb Martina Hämmerle:

Sehr geehrter Herr Siebenrock,

unsererseits ebenfalls ein herzliches Dankeschön für Ihre übersichtliche Planung des Studientages! Das Programm passt sehr gut, es gibt keinerlei Verbesserungswünsche.
Wäre es Ihnen recht, wenn wir uns im Religionsunterricht bereits ein wenig auf das Thema des Studientages vorbereiten, indem wir die von Ihnen mitgesendeten Texte lesen?

Wir freuen uns schon sehr auf diesen Studientag.

Freundliche Grüße,
Martina Hämmerle

 

Von: Roman Siebenrock [mailto:Roman.Siebenrock@uibk.ac.at]
Gesendet: Donnerstag, 28. Jänner 2016 10:56
An: Martina Hämmerle
Betreff: Re: Thema für Universitätstag Innsbruck

Sehr geehrte Frau Hämmerle,

herzlichen Dank. Gerne können Sie sich vorab mit den Texten beschäftigen; vor allem aber selber nachdenken. Ich freue mich auf das Treffen mit Ihnen und möchte Ihnen ausdrücklich für diese sehr schöne Vorbereitung herzlichen danken, Ihr Roman Siebenrock

28. Jan 2016 18:55:19

Sehr geehrter Herr Siebenrock,

vielen Dank, ich freue mich ebenfalls schon sehr auf den Studientag!

Freundliche Grüße,
Martina Hämmerle

 


Am 24.02.2016 um 16:41 schrieb Martina Hämmerle:

Sehr geehrter Herr Siebenrock,

vielen herzlichen Dank für den sehr informativen und höchst interessanten Studientag. Hier unsere persönlichen Eindrücke zum Studientag:

 

  • Die Feststellung über unsere Belanglosigkeit für das Universum im Gegensatz zu unserer eigenen Einschätzung hat mich sehr beschäftigt.  (Julia)
  • Ich finde es bemerkenswert, dass wir selbst das Thema des Studientages festlegen durften. (Bianca)
  • Der Rundgang durch die Gebäude der theologischen Fakultät und die geschichtlichen Erläuterungen waren super. (Alex)
  • Das Spiel im Gang, bei dem es um den Zusammenhang von Wissen und Wiedererkennen dieses Wissens ging, war „der Hammer“!  (Miriam)
  • Ich habe Ihr Zeitmanagement bezüglich der Studientagseinheit als sehr gut gewählt erlebt. (Alexander)
  • Mich hat ihr Enthusiasmus bezüglich des Themas Wunder beeindruckt.  (Max)
  • Die Frage, ob G.O.T.T. sich an logische Gesetze halten muss, erwies sich als kurios. (Franz)
  • Ihre ansprechende Art zu sprechen war sehr erfrischend. (Flora)
  • Ihre Analyse zum Bibeltext Gen1 / Erschaffung der Welt hat mich zum Nachdenken gebracht. (Raffael)
  • Ich habe es sehr geschätzt, dass Sie uns Raum für Fragen angeboten haben. (Anja)
  • Sie erinnern mich an den Typen aus der „Sendung mit der Maus“.  (Maxi)
  • Es hat mich sehr gefreut, Sie nach unserer Email Korrespondenz persönlich kennen zu lernen. (Martina)

Wir möchten uns außerdem herzlich dafür bedanken, dass Sie sich in der Vorbereitung des Studientags so engagiert haben!

Freundliche Grüße,
Martina Hämmerle, im Namen aller teilnehmenden Schülerinnen und Schüler.

 

 

Von: Roman Siebenrock [mailto:Roman.Siebenrock@uibk.ac.at]
Gesendet: Mittwoch, 24. Februar 2016 17:49
An:
Martina Hämmerle
Betreff: Re: Thema für Universitätstag Innsbruck 

Sehr geehrte Frau Hämmerle,

so viel Lob lässt mich ganz rot werden (gut, dass es niemand sieht); mich hat dieser Tag auch sehr gefreut, das Engagement aller, die Aufmerksamkeit, die Offenheit, und das Ringen. Und noch einmal: Ihr persönlicher Einsatz. Herzlichen Dank für diese Erfahrung.

Grüßen Sie alle MitschülerInnen von mir,

Ihr Roman Siebenrock