„Schwabenkinder“-Exkursion nach Wolfegg und Ravensburg

Seit dem 17. Jahrhundert zogen alljährlich im Frühling Kinder armer Bergbauernfamilien zur Arbeit nach Oberschwaben. Das Ziel der sechs- bis fünfzehnjährigen Buben und Mädchen aus Vorarlberg, Tirol und Graubünden war der sogenannte „Hütekindermarkt“ in Ravensburg. Dort wurden die jungen Saisonarbeiter an oberschwäbische Bauern vermittelt. Auf Höfen im Allgäu und in Oberschwaben hüteten sie den Sommer über das Vieh, halfen im Stall und bei der Ernte, die Mädchen arbeiteten im Haushalt mit, versorgten das Kleinvieh oder beaufsichtigten die kleineren Kinder ihrer Dienstgeber. Im Herbst kehrten die „Schwabenkinder“, wie sie bis heute in ihrer Heimat bezeichnet werden, mit neuer Kleidung und etwas Bargeld nach Hause zurück. Auf diese Weise trugen sie bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zum Lebensunterhalt ihrer Eltern und Geschwister bei.

Im Rahmen des GSP-Unterrichts setzten sich die 4. Klassen mit diesem lokalhistorischen Thema auseinander und arbeiteten dabei auch mit dem Film „Die Schwabenkinder“. Wir wanderten selbst ein Stück des Schwabenkinderweges und besuchten die Dauerausstellung in Wolfegg, die das Leben der Kinder und Jugendlichen dokumentiert. Den Abschluss bildete eine Passanten-Umfrage in der Fußgängerzone Ravensburg – pikanterweise genau an der Stelle, wo sich der Kindermarkt befunden hatte. Ein ausdrucksstarkes Denkmal von Peter Lenk erinnert dort noch immer an das Schicksal der jungen Menschen, die nicht das Privileg hatten täglich eine Schule zu besuchen, sondern bereits als Kinder gezwungen waren, selbst für ihr Überleben zu sorgen.

Tobias Bachner, Andrea Fessler, Michaela Lenz (GSP 4. Klasse)